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Ist uns noch die Akademikeranwärter schuldig — Hans Meyer

Das wahre Leben

Schwalbe fuhr die Doofen oder Was sagen Meyer?

von David H. Gehne, Peter Maaß und Oliver Kubanek

Schwalbe meint: Köstlich, köstlich, verehrte BILD. Manchmal überrascht Ihr uns doch noch positiv. Also wollen auch wir unseren Spaß und mischen mal kräftig mit bei Eurer Doof-Diskussion.

„Von 25 Mann im Kader, sind 2 Spieler, die den Uni-Abschluss machen würden. 5 bis 6, die die Fachhochschule absolvieren, 12 Profis, die als Dreher und Kassierer gute Arbeit leisten würden. Und sicher 5, die richtig blöd sind. Diesen Schnitt gibt es in jedem Bundesliga-Team.“ (Hans Meyer)

Wo der Mann Recht hat… Aber 5 sind noch zu wenig… Wobei… wenn es mal einer nachprüfen würde…

Die gesellschaftliche Schichtung einer Fußballmannschaft laut Hans Meyer

Uniabsolvent /// Er kann mit seiner Umwelt kommunizieren und strukturiert denken, versteht auch durch Auslandsaufenthalte was von der Welt außerhalb des Platzes und könnte (ernsthaft und nicht symbolisch) Manager eines nach ökonomischen Regeln geführten Fußballvereins sein. Gute Selbstvermarktung, fette Werbeverträge.

Manchmal denkt er aber auch zuviel und hinterfragt ungebetener Weise die leider oft wenig komplexen Taktierereien in Lattek-Manier. Neuere Versionen dieses Typus warten bisher vergebens auf Powerpoint-Präsentationen in der Kabine, können die Aufstellungen und Laufwege der letzten 300 Pflichtspiele rezitieren und verbessern ihre Einnahmesituation als Ghostwriter namhafter berufs- und mannschaftskollegen („Ich, der Titan“ u.ä.). Lieblingslektüre bei allen Vertretern bleiben die gesammelten Werke des Cesar Luis Menotti; Lieblingsgericht sind Penne Rigate all‘arrabiata.

Im Winter trägt der eher weinerlich veranlagte Profi schwarze Handschuhe und Rollis unterm Trikot, was seine feine Technik und sein ungetrübtes Gespür für die Tiefe des Raumes unterstreicht. Seine Kreativität wird nur selten von seinen Mitspielern antizipiert (die meisten kennen das Wort gar nicht). An seinen Pässen liegt es jedenfalls nie!

Kandidaten: Oliver Bierhoff (nachweislich Fernuni-Absolvent, könnte aber auch ein großer Blender sein); Klaus Allofs (soweit bekannt intelligent und kann sprechen, fähig als Manager); Uli Hoeneß (abgezockt bis zum geht nicht mehr, macht gute Bratwurst, Intelligenz mit Volkstümlichkeit getarnt); Johan Micoud (war sogar schon mal in Frankreich und kann Foucault im Original lesen)

FH-Absolvent /// Er kann auch kommunizieren, hat aber nicht die gleiche Weltläufigkeit wie der Uniabsolvent; er hat aber im Laufe seiner Karriere auf dem zweiten Bildungsweg viel dazu gelernt. Bleibt am liebsten seinem Umfeld treu. Er wird eher Trainer als Manager, was auch nicht immer eine gute Idee sein muss.

Ihn zeichnet sein ausgesprochener Sinn für Pragmatik aus — er denkt nur wenn er soll, aber dann halbwegs erfolgreich, kann geflissentlich vorgegebene Lauf- und Spielmuster verinnerlichen (neudeutsch Spielintelligenz) und trägt selbst unterm Trikot karierte Hemden. Neuerdings findet er sich des Öfteren in boomenden Marketingabteilungen oder Repräsentationsfunktionen des Vereins. Liest am liebsten die Vereins-Bilanzen ohne sie zu durchdringen. Nach und vor dem Spiel genehmigt er sich gerne einige Portionen Pasta mit Sahnesauce.

Kandidaten: Olaf Thon (Schalker Urgestein, nachgewiesene IQ-Steigerung im Laufe seiner Karriere um 300%); Jürgen Klopp (lustiger Typ, macht einen intelligenten Eindruck, nicht immer ganz reflektiert in der Rezeption anderer Kulturen, siehe z.B. „All Reds“); Thomas Schaaf (stille Wasser sind tief)

Die Dreher und Kassierer /// Können als Fußballer EINE Sache und die ziemlich gut, zuverlässig, sollten aber nicht mit neuen Aufgaben überfordert werden. Keine Skandale. Kann (einen nur für Fans nachvollziehbaren) Kultstatus haben.

Manch ganz authentische leben immer noch ‚im Block‘ und betreiben nebenbei Muttis Lotto-Annahmestelle. Sie fressen vornehmlich Gras, oft aber auch Steaks und Eiernudeln mit Soße. Der Club-Anzug wirkt meistens wie ein Fremdkörper, erst recht in der zweiten Karriere-Phase als Fanbeauftragter, Sales-Assistent, Logen-Animateur, etc. Liest nicht, schwört aber auf die tiefsinnigen Texte der Deutschrockpoeten von Pur.

Kandidaten: Uwe Seeler (guter Stürmer, Social Sponsoring von Adidas, Maskottchen und Symbolfigur, die lieber den Mund halten sollte, Mietdumping, Steuervergehen als Kavaliersdelikt); Michael Zorc (Was für eine Funktion hat der noch mal beim BVB?); Toni Polster (kann gut schwätzen und lächeln, zwangsläufig im Gladbacher Marketing gelandet)

Die Blöden /// Sie wurden von Scouts auf der Straße eingefangen oder von ihren Eltern an einen Club verkauft. Sie sind draußen zu nichts zu gebrauchen. Sie brauchen ein solides Umfeld, das ihnen nicht nur die Schuhe putzt, sondern auch zubindet. Nach der Karriere muss das die Frau übernehmen. Oder weiter der Verein. Wenn die Ehe geschieden wird und Alkohol und falsche Freunde im Spiel sind, kann die Sache böse enden.

Sie sammeln Schneider-Bücher und Hören die Klassiker der Weltliteratur als Hörbuch (Herr der Ringe, Jerry Cotton, TKKG, etc.) Nudeln sind was für Schwuchteln: Fleisch muss auf den Tisch. Ist der Führerschein mal wieder eingezogen, fährt sie die aktuelle Geliebte zum Drive-in.

Kandidaten: Gerd Müller (fast totgesoffen, Resozialisierung im Verein, Stürmertrainer); Sepp Maier (s. Gerd Müller, redet aber leider noch); Norbert Dickel (war nie draußen, BVB-Stadionsprecher); Stan Libuda (totgesoffen); Andreas Sassen (totgesoffen); Oliver Kahn (kommt - hoffentlich - nie raus; soll Abitur haben, ist aber ganz objektiv komplett verblödet); Höchstwahrscheinlich: Wayne Rooney (Ende noch offen); Lukas Podolski